Regel 3 - Auslegung im geschichtlichen und kulturellen Zusammenhang

Zuallererst fragen wir nicht Was bedeutet dies für mich?, sondern Was hat es für die ursprünglichen Leser bedeutet?; später können wir fragen Was bedeutet es für mich?. Wir müssen den geschichtlichen und kulturellen Hintergrund des Autors und der Empfänger in Betracht ziehen.

Beispiel 3A

3 Tage & 3 Nächte (Mt. 12,40) haben zu einer "Mittwochs-Kreuzigungstheorie" geführt, besonders zum Kult des Armstrongismus. Wie konnte Jesus am Freitag sterben und am Sonntag Morgen auferstehen und trotzdem "...am dritten Tage auferstehen" (Mt. 16,21)? Genaue Bedeutungen von "drei" oder "Tagen" helfen nicht, den scheinbaren Widerspruch zu erklären.

Wir benötigen einen geschichtlichen Happen: Die Juden zählten jeden Teil eines Tages als vollen Tag, so wie wir Eimer Wasser zählen würden (wenn wir sechs und einen halben Eimer Wasser hätten, würden wir sagen dass es sieben Eimer Wasser sind, auch wenn der letzte nur teilweise voll ist). So ist es jüdische Art, dass jeder Teil eines Tages als voller Tag gezählt wurde, Tage begannen um 18 Uhr und endeten um 18 Uhr. Freitag von 15 Uhr bis 18 Uhr = Tag 1. Freitag von 18 Uhr bis Samstag 18 Uhr = Tag 2. Samstag 18 Uhr bis Sonntag vielleicht 5 Uhr = Tag 3. Die Auslegung innerhalb des kulturellen Kontexts hält uns aus Schwierigkeiten heraus.

Beispiel 3B

1. Mose 15,7-21. Der historische Zusammenhang ist, dass das Teilen von Tieren in zwei Teile und das nachfolgende Gehen zwischen ihnen die normale Art zu Abrahams Zeit war, einen Vertrag zu schließen. Beide Vetragspartner gingen dazwischen hindurch, das Gelöbnis leistend, dass Zerstückelung auf sie kommen solle, wenn sie nicht ihren Teil des Vertrages einhielten. Aber in diesem Falle geht nur Gott hindurch, was dies zu einem einseitigen Vertrag macht.